Glück? Was ist das? Wie sieht das aus? Gibt’s das irgendwo kostenlos? Und wo genau?
Der Schelmengraben, ein Wiesbadener Stadtteil ohne viel Zukunft. So sieht es zumindest von außen betrachtet aus. Plattenbau an Plattenbau, grau, neu und doch schon veraltet. Wer lebt hier? Und warum lebt man hier? Kann man hier glücklich sein? Ein ehemaliger HL-Markt als Ort des Geschehens: Konsumbau und Plattform für Menschen, die zeigen wollen, worum es wirklich geht im Leben.
Wolkenkuckucksheim: ein Ort irgendwo zwischen Himmel und Erde, der das Paradies in sich trägt. Hier ist man frei, hier ist Glück omnipräsent – immer und für jeden. Im Schelmengraben weiß man wenig darüber. Lesen ist Nebensache – hart anpacken können dagegen Gold wert. Jugendliche, die gewohnt sind mit Fäusten zu argumentieren. Kinder, die so selten ihre Eltern sehen, dass der Fernseher ihr bester Freund ist. Erwachsene, die sich vor allem verstecken, was nichts mit Arbeit und Heim zu tun hat. Und Senioren, die es nicht gewohnt sind, dass sie gefragt werden.
Kann man sie packen? Kann man ihnen Türen öffnen und gemeinsam Neues entdecken? Wie?
Mit diesem Aufruf begann die Arbeit:
Wir suchen Menschen, die Zeit haben, Menschen, die etwas zu erzählen haben,
Menschen, die gern andere treffen, reden, singen, lachen, und: zusammen Theater spielen!
Im Schelmengraben, über den Schelmengraben, mit Ihnen und Euch: den Menschen, die hier leben.
Das erste Treffen hat alle begeistert: Unzählige Gesichter, die gespannt waren auf alles Neue überhaupt. „Theater ist toll!“ – das war der Konsens. Und war einer von ihnen schon einmal im Theater? „Nein. Das ist doch viel zu teuer.“ Diese Antwort zeigt, wie nötig es ist, Theater aus den Theatermauern heraus zu tragen: Theater von jedem für jeden.
Die Proben sowie die Aufführungen fanden in einem ehemaligen HL-Markt mitten im Schelmengraben statt. Hier kannten sich die Beteiligten aus, hier waren sie nicht fremd, hier gehörten sie dazu und fühlten sich wohl. Jetzt schon luden sie Freunde und Bekannte zu den Vorstellungen ein, waren stolz auf sich. Das Projekt wurde ein Erfolg. Und Erfolg ist vor allem, dass die Träume, die Wünsche, die Vorstellungen von Glück jedes Einzelnen Teil der Inszenierung sind; dass sich die Menschen – sowohl die Spielenden auf der Bühne als auch die Zuschauer auf den Podesten – wiedererkennen und verstehen. Es gab keine professionellen Schauspieler, die diese Gefühle lediglich spielten. Wir wollten echtes Theater auf echtem Terrain – improvisiert, gerappt, gesungen. Wir wollten Teil werden von unglaublichen Geschichten unterschiedlichster Kulturen.